Wenn Rettungswesten zur Todesfalle werden

Flüchtlingshelfer zu Besuch am Heisenberg-Gymnasium Bruchsal

   Bruchsal (hb). Er erzählt von schreienden Babys, die nachts über Bord geworfen werden, um die Küstenwache fernzuhalten; von am Boden liegenden Kleinkindern, denen Erwachsene beim hektischen Aussteigen aus Versehen Arme und Beine brechen; und von den Leichen, die immer wieder an die Strände der Insel geschwemmt und von Freiwilligen wie ihm geborgen werden. Mucksmäuschenstill ist es im Oberstufentrakt des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal, als Claus Kittsteiner von der Berliner Initiative „Respekt für Griechenland“ den versammelten Elftklässlern von seinem dreimonatigen Einsatz auf der Mittelmeerinsel Lesbos berichtet. Er war in der Hauptstadt selbst Lehrer und versteht es mit seinen Anekdoten und einer vielsagenden Auswahl an Bildern die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Und so manches lässt ihnen regelrecht den Atem stocken.
   Dabei ging es der Initiative zunächst gar nicht um Flüchtlingshilfe – im Fokus stand eigentlich das von der Wirtschafts- und Finanzkrise gebeutelte Griechenland, mit dem man sich solidarisch zeigen wollte. Doch mit Blick auf die dramatische Entwicklung an der türkisch-griechischen Seegrenze weitete die Gruppe ihren Wirkungsbereich aus und startete mit dem Projekt „Volunteers for Lesvos“ eine große Freiwilligenaktion vor Ort. Ziel ist es dabei vor allem, mit Geld und Personal aus Deutschland die lokalen Organisationen zu unterstützen, um so die oft katastrophale Situation für die Flüchtlinge erträglicher zu machen, Versorgungslücken zu schließen und ihnen eine sichere Unterkunft zu garantieren.
   Einer der Koordinatoren auf Lesbos ist Kittsteiner, gebürtiger Schlesier, der den Winter dort verbracht hat und schon bald erneut für drei Monate in den Südosten Europas reisen wird. „Wir sortieren und verteilen Kleidung und helfen bei der Erstversorgung oder im bürokratischen Dschungel“, schildert der 72-Jährige, der seinem Rentnerdasein durch Aktivitäten wie diese einen „tiefen Sinn“ gibt: „Ob beim Spielen mit Kindern oder bei langen und intensiven Gesprächen mit den traumatisierten Menschen – man merkt, wie sehr man gebraucht wird!“ Die psychische Belastung verschweigt der am Bodensee aufgewachsene Ehrenamtliche aber nicht: „So manches, was man sieht und hört, verfolgt einen schon, gerade die oft dramatischen nächtliche Landungen der seeuntauglichen Gummiboote.“
   Doch nicht nur damit verdienen die Schlepperbanden sehr viel Geld, sondern etwa auch mit vermeintlichen, aber nur mit Stroh gefüllten Rettungswesten. „Wer mit diesen Teilen ins Wasser fällt, wird nicht gerettet, sondern geradezu in die Tiefe gezogen“, beschreibt Kittsteiner, der mit seinen Mitstreitern durch Vorträge und Musikauftritte Spenden sammelt, um die Flüchtlingsarbeit finanzieren zu können. Allerdings freue man sich auch immer, wenn Menschen das Team direkt vor Ort unterstützen möchten. Nähere Informationen hierzu und zum gesamten Projekt gibt es im Internet unter respekt-für-griechenland.de.

 
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