Chillen am Schabatt

Jüdische Jugendliche im Dialog mit Schülerinnen und Schülern des HBG Bruchsal

Bruchsal (Be). „Findet ihr es ungewöhnlich, dass ihr in dem Land wohnt, in dem eure Vorfahren abgeschlachtet wurden?“ Die Wissbegierde der Schülerinnen und Schüler war kaum zu bremsen, auch wenn einem bei manchen Fragen der Atem stockte. Doch bei „Likrat – Jugend und Dialog“, einem in diesem Schuljahr ins Leben gerufenen Projekt des Zentralrats der Juden, geht es genau darum. Alles darf gefragt, hinterfragt und diskutiert werden, wenn in der geschützten Schulatmosphäre jüdische Jugendliche Gleichaltrigen begegnen. Den Klassen 9c und 10d des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal (HBG) ermöglichte die jeweils 90-minütige Unterhaltung mit dem Eggensteiner Abiturienten David Blinov und der Mannheimer Zehntklässlerin Lea Fridljand sowie Projektbetreuerin Susanne Benizri dadurch einen einzigartigen Blick in den Alltag von Juden in Deutschland und ein über das in den Fächern Geschichte, Religion oder Gemeinschaftskunde vermittelte Wissen weit hinausgehendes Verständnis des Judentums.
   Von jüdischen Hochzeiten („Die besten Partys überhaupt“) und dem Schabatt („Wir beruhigen uns, wir chillen, wir essen“), über den Echoskandal („Nicht nur antisemitisch, sondern menschenverachtend“) bis hin zur Frage, ob alle Juden hebräisch können („Können alle Christen Latein?“) und koscher essen („Das geht in letzter Konsequenz nur in großen Städten – sonst müssten wir wie Aliens leben“) – herzlich-humorvoll und erfrischend schlagfertig ließen die beiden russischstämmigen Gäste und Koordinatorin Benizri, selbst marokkanisch-österreichischen Ursprungs, auf Einladung von Lehrer Henning Belle keine Frage unbeantwortet. Unter die Haut gingen dabei die Schilderungen bis heute spürbarer Folgen des Holocausts („Man merkt manchmal erst bei Feiern, wie dezimiert manche Familien sind“), der Sicherheitslage für Juden („Vor der Straßburger Synagoge stehen Polizisten mit Schutzweste und MP und auch die Karlsruher steht dauerhaft unter Polizeischutz“) und gelegentlicher judenfeindlicher Ausfälle im Alltag („Beim Sprung vom Hochhaus würdest du nicht unten landen, weil du noch mit Gas gefüllt bist!“).
   Umso eindringlicher war der Appell der beiden Jugendlichen. „Steht auf gegen Antisemitismus – zeigt, dass dafür kein Platz ist in diesem Land, gerade in der heutigen Zeit!“, meinte David Blinov. Es gebe leider zu viele Menschen, die „nichts sagen, nichts tun und nur warten, bis jemand anderes reagiert.“ Lea Fridljand ergänzte, dass schon einfache Witze Schaden anrichten könnten. Humor sei sehr wichtig, unbedachte oder auch gewollte Spitzen gegen eine kaum sichtbare Minderheit könnten jedoch Vorurteile verstärken. In Wissensvermittlung und Dialog sehen die beiden wichtige Gegenmittel gegen Ignoranz, Gleichgültigkeit und offene Ausgrenzung, weshalb sie sich auch mit viel Herzblut für das Projekt „Likrat“ engagieren, das im Hebräischen „in Begegnung“ bedeutet. Sie hoffen, bei den Jugendlichen am „Heisenberg“ Spuren hinterlassen zu haben. Ihr Wunsch ist dabei so simpel wie beklemmend im Deutschland des Jahres 2018: „Erzählt bitte weiter, dass wir ganz normale Menschen sind!“   

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