Wie erlebt ein Esstisch den Lockdown?

Karlsruhe (Kk). Schildere die Coronakrise aus der Sicht eines Gegenstandes im Haushalt! Diese Aufgabe erhielten die Fünftklässler im Rahmen ihres Deutschunterrichts. Im Folgenden erfahren Sie, was Tisch Elise während des Lockdowns erlebt hat…

Ich und mein Leben
(von Hannah Stober)
Falls ihr mich noch nicht kennt, ich bin Tisch Elise. Ich habe sechs Kinder und wohne in einem Haus in Karlsruhe. Eigentlich ist mein Leben nicht sehr aufregend. Zum Frühstück kommen die zwei Dreckspatzen, Verzeihung, ich meine die wertesten Töchter des Hauses und essen ihr Frühstück. Dann habe ich meistens eine lange Pause. Zu Mittag bekomme ich Besuch von der Mutter des Hauses und ihrer kleinen Tochter, oder kleiner Dreckspatz, je nach dem, wie es man sieht. Nachmittags bekomme ich manchmal Besuch von Freunden meiner Familie. Abends kommt fast immer die ganze Familie zu Tisch. So, jetzt wisst ihr wie mein Tag abläuft. Ihr müsst wissen, ich bin erst seit Anfang des Jahres bei der Familie.
Doch selbst ich merke, dass etwas anders ist. Meine Kinder denken das auch. Durch die Tischgespräche der Familie hörten wir heraus, dass es eine äußerst neue Krankheit ihren Lauf nimmt. Sie ist anscheinend auf der ganzen Welt... Gut, dass meine Kinder und ich uns nicht anstecken können. Sie solle ja auch tödlich sein. Egal, ich erzähle mal wieder zu viel. In letzter Zeit, ich schätze mal seit 10 Wochen, ist aber alles anders. Auf einmal ist die große Tochter wieder da, also, sie war nie ganz weg, sondern ich meine sie isst seit neustem nicht nur mittwochs, sondern auch unter der Woche hier zu Mittag. Beim ersten Mal dachte ich, es sei schon Mittwoch, doch es war ein ganz normaler Montag. Die beiden Töchter wirkten ganz geknickt. Fast hätte ich Mitleid gehabt, aber nur fast! Langsam bekam ich mit, dass sie Schulen geschlossen wurden wegen dieser Krankheit. Ich glaube, sie heißt Cordula oder so ähnlich. Auf jeden Fall wurde ich öfter genutzt. Was eigentlich schön war, ich stibitzte immer etwas von dem Festschmaus. Das ging so eine Weile und ich genoss diese Zeit in vollen Zügen. Doch dann schäumte ich vor Wut! Die Töchter frühstückten ab sofort bei meinem größten Feind. Es war kein anderer als die Bar. Sie hielt sich für was Besseres und protzte die ganze Zeit in der Gegend, dass sie länger als ich schon hier wohnen würde und dass sie aus schönem und edlem Stein wäre. Langsam konnte ich es nicht mehr hören. Warum verlegte mich die Familie nicht in einen anderen Raum? Also, wenn ich reden könnte, dann wäre das das erste, was ich sagen würde. Aber Entschuldigung, ich schwätze mal wieder zu viel. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich keine Freundin habe. Ich habe schon eine Freundin gehabt. Ich habe sie in Mannheim in dem Möbelgeschäft, von dem ich herkam, kennengelernt. Doch dann verkaufte mich der Inhaber an diese Familie, in der ich nun lebe. Seitdem habe ich keine Ahnung, wo meine Freundin lebt, noch wohin sie verkauft wurde. Naja, genug geklagt. Eigentlich ist es ja schön bei ihnen. Ich habe einen super Ausblick auf den Garten und die Frau des Hauses pflegt mich immer, damit ich auch ganz weiß bleibe. Nur von den Kindern würde ich etwas mehr erwarten. Ständig kleckern sie mich voll und spielen auf mir. Also wirklich, ich heiße Esstisch und nicht Spieltisch. Zum Glück macht mich die Frau des Hauses immer wieder sauber und schimpft mit den Dreckspatzen, dass sie endlich mal etwas über den Tisch legen sollten. Das ist mal eine Besserung. Aber die Höhe ist, dass ich am Wochenende immer um halb acht geweckt werde, weil Vater und Tochter zusammen spielen wollen. Die große Tochter, versteht sich. Normalerweise würden solche Kinder noch immer schlafen am Wochenende, vor allem am Wochenende. Entschuldigt kurz, mein jüngstes Kind schreit, dass es Hunger hat. Aber so viel kann ich nicht machen. Ich kann schließlich nicht an den Kühlschrank gehen und mir Essen besorgen gehen. Zum Glück sehe ich gerade, wie die jüngste Tochter an den Kühlschrank geht und einen Apfel herausholt. Hoffentlich setzt sie sich zu mir. Doch wer glaubt’s, natürlich setzt sie sich zu der Bar!
So eine Unverschämtheit! Rausschmeißen sollte man sie. Und jetzt grinst sie mich noch hämisch an! So eine Frechheit! Ein Skandal. Doch jetzt kommt noch die ältere Tochter hinunter und holt sich ebenfalls einen Apfel heraus. Bitte geh nicht zu der Bar. Und sie geht nicht zu der Bar, sondern zu mir! Juhu! Endlich eine, die mich versteht. Ich kann sogar ein Apfelstück stibitzen. Doch als ich sie fragen wollte, ob sie mich öfter füttern kann, stand sie auf und lief davon. So eine Unverschämtheit! Doch es kommt noch besser! Als die Mutter schließlich fragte, ob sie alles aufgegessen habe, sagte diese ja. Dabei habe ich einen Großteil des Apfels mit meinen Kindern geteilt. Das ist doch ein Skandal! Ja, richtig. Ein Skandal. Das wird hier alles zu skandalös. Ich muss mich beruhigen... In letzter Zeit rege ich mich zu oft auf. Das ist nicht gut für mein Herz. Das hat auch mein Freund der Tischarzt gesagt. Was ich einzig allein gut an dem großen Dreckspatz finde, ist, dass sie vor kurzem einen wunderschönen Blumenstrauß bekommen hat, den sie dann auf mich gestellt hat. Er hat soooo wunderschön geduftet und sah auch genauso gut aus. Ich war ganz vernarrt in ihn. Doch dann nahm ihn der kleine Dreckspatz mit und schmiss ihn in den Müll. Was für eine Unverschämtheit! Was für ein Skandal! Eine absolut verbotene Tat! Das muss man doch der Tischpolizei melden.
Früher, als die Menschen uns noch nicht gebraucht haben, hatten wir alle ein wunderschönes Dorf. Tischlieselein hieß es. Da gab es verschiedene Berufe: Tischarzt, Tischmüllaufräumer, Tischverkäufer, Lebensmitteltischverkäufer und eben Tischpolizei. Zu der Tischpolizei konnte man gehen, wenn einem sprichwörtlich der Schuh drückte. Die Tischpolizei half einem, Probleme zu lösen, oder man konnte dort hingehen, wenn man beklaut wurde.
Doch jetzt wieder zurück in die Gegenwart. Es ist schon fast wieder Sommer und es wird jeden Tag heißer. ich freue mich, wenn wir bald eine Wasserschlacht machen könnten. Aber jetzt gibt es Abendessen bei mir. Das darf ich auf keinen Fall verpassen. Bis später!  

klein

 
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