Der Fall Johanna Langefeld oder: Gibt es ein richtiges Leben im falschen?

Ettlingen (Ba/Wi/Emily Wittner/Sven Jahraus/Ferris Schmidt). Wie erzählt man von einer KZ-Aufseherin, die einerseits überzeugte Antisemitin war und jüdische Häftlinge misshandelt hat, gegenüber anderen Häftlingen aber Milde walten ließ, als es darauf ankam, sie vor dem Tod zu bewahren?
Dieser schwierigen Frage nähert sich der Dokumentarfilm „Die Aufseherin – der Fall Johanna Langefeld“ an, den die Kursstufe 11 und 12 des Heisenberg-Gymnasiums Ettlingen am Mittwoch, dem 09.03.2022, auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kulisse anschauen konnte. Die einmalige Gelegenheit: Im Anschluss an den Film bestand die Möglichkeit, direkt mit Gerburg Rhode-Dahl, neben Wladek Jurkow Regisseurin des Films, ins Gespräch zu kommen.
Das Leben der KZ-Aufseherin Johanna Langefeld wird im Film aus der Sicht von Kindern ehemaliger Kolleginnen und aus der Perspektive polnischer Häftlinge und deren Angehöriger erzählt.  Zunächst als Aufseherin eines Frauenlagers in Ravensbrück und danach in Auschwitz eingesetzt, wurde Langefeld nach Kriegsende in Deutschland inhaftiert, bevor sie nach Polen überstellt wurde. Dort entging sie einer Verurteilung durch Flucht aus dem Gefängnis, bei der ihr ehemalige polnische KZ-Häftlinge halfen. Langefeld wurde dabei nach Aussagen einer Inhaftierten geholfen, weil sie „ein bisschen besser war als die anderen.“
Dahinter steckt das ambivalente Verhältnis der KZ-Aufseherin zu den ihr unterstellten Frauen, das an einigen Stellen zu Ungleichbehandlungen führte. Während Langefeld etwa jüdische Lagerinsassinnen gezielt menschenunwürdigen Situationen aussetzte und auch an der Zusammenstellung von Transporten zu deren Vergasung beteiligt war, berichten politische und polnische Häftlinge davon, dass sie sich für ihre Leben einsetzte. Wie geht man mit so einer Person im Dokumentarfilm um?
Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler, die nach der Vorführung mit der Regisseurin sprechen konnten, lag eine Schwäche des Films darin, dass sich die Quellen zur Rekonstruierung der Ereignisse ausschließlich auf Erzählungen von Polinnen stützten, die von der überzeugten Antisemitin Langefeld besser behandelt wurden als die jüdischen Häftlinge. Dabei ist zu beachten, dass insgesamt nur eine sehr kleine Zahl von Frauen, die den Horror des Konzentrationslagers überlebten, ihre Erinnerungen überhaupt aufgeschrieben haben, die Quellenlage also insgesamt dürftig ist. Dennoch erschien einigen Langefelds Verhalten zu einseitig beleuchtet. Auch ob die Hauptfigur des Films zu den „so genannten anständigen Nazis“ gehörte, wie Regisseurin Rhode-Dahl behauptete, schien vielen zweifelhaft. Kann man sich als Leiterin eines Konzentrationslagers anständig verhalten oder zeugt es von der Überheblichkeit der Nachgeborenen, die nie in einer moralischen Zwangslage waren, wenn sie ein solches Verhalten kategorisch ausschließen? Der Film sorgte auf jeden Fall für angeregte Diskussionen.

xyzRegisseurin Gerburg Rhode-Dahl im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern (Foto: Badior).

 
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