Endlich wieder Theater!

Ettlingen (Mu/Wi). Abiturlektüren stammen immer von Autoren, die schon lange tot sind, und haben sowieso nichts mit der Gegenwart heutiger Jugendlicher zu tun – so lautet ein gängiges Vorurteil. Dass dem nicht immer so ist, beweist gerade Juli Zehs 2009 verfasster, äußerst zeitgenössischer Roman „Corpus Delicti“. Neben Werken von Mann, Kafka und Büchner gehört er zur Pflichtlektüre des Leistungskurses Deutsch der Jahrgangsstufe elf am Heisenberg-Gymnasium Ettlingen und könnte aktueller nicht sein.

„Corpus Delicti“ entführt seine Leserinnen und Leser in die dystopische Welt einer Gesundheitsdiktatur, in der die körperliche Fitness der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger und die ständige Optimierung ihrer Leistungsfähigkeit zum höchsten Gut avanciert sind. In diese ziemlich düstere Welt konnten die Leistungskurse von Rita Kühn und Dietmar Muser Ende Januar dann auch in einer Vorstellung am Badischen Staatstheater eintauchen, das den Stoff für die Jugendbühne in der INSEL adaptiert hat. Für die Schülerinnen und Schüler hieß das: Endlich wieder Theater!

Nachdem zunächst unklar gewesen war, ob der Besuch in Coronazeiten überhaupt möglich sein würde, fanden sich die Heisenbergler beim Betreten des Zuschauersaals in einer nicht wenig bizarren Situation wieder: Zum Schutz der Gesundheit war nur die Hälfte der üblichen Sitze freigegeben worden. Und dann erlebten sie ein Stück (Dramaturgie: Mona vom Dahl), das eindrücklich zeigte, wohin es führen kann, wenn eine Gesellschaft den Schutz der Gesundheit vor das Wohl der Seele stellt.

Und doch bewiesen gerade diese Inszenierung und der Vorstellungsbesuch inmitten der Pandemie, wie gut es dem Theater auch in schwierigen Zeiten gelingt, sich zu behaupten und seine Zuschauerinnen und Zuschauer zu berühren. Um das Wohl der Seele kann es dank Kunstfreiheit und freier Meinungsäußerung also nicht so schlecht bestellt sein.
Umso gebannter und faszinierter erlebten die Schülerinnen und Schüler, wie die Protagonistin Mia Holl (eindrücklich gespielt von Laura Teiwes) anfangs kritiklos eine Gesundheitsdiktatur unterstützt, diese dann zu hinterfragen beginnt und am Ende deren Opfer wird. „Es ist nur mein Körper“, schreit Mia am Ende unter Folter, die ihr ein falsches Geständnis entlocken soll. Es ist ein Schrei, der sicher noch lange im Ohr bleiben wird.

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Begeisterte die Zuschauerinnen und Zuschauer: Laura Teiwes als Mia Holl (Foto: Matthias Pick/Badisches Staatstheater Karlsruhe)

 
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