Zerrissen zwischen Ost und West

Ettlingen (Leoni Yousefian, Niklas Ulbrich, Milan Fömmel, Jgst. 12). Am 24.01.2023 besuchte Barbara Riemer die Geschichtskurse der 12. Klasse des Ettlinger Heisenberg-Gymnasiums. Sie war gekommen, um als Zeitzeugin über ihr Leben in der DDR zu berichten. Dabei erzählte sie von ihrer Kindheit und dem Schicksal ihres Onkels, dessen Hof im Zuge der Bodenreform enteignet wurde.
Während ihrer Erzählungen merkte man ihr an, dass sie trotz der vielen Jahre immer noch sehr berührt ist und sie die Erinnerung aufwühlt. Denn ihr Onkel war nicht das einzige Familienmitglied, das unter der Diktatur zu leiden hatte. Auch ihre Schwester geriet bereits als Jugendliche ins Visier der Stasi. Weil sie sich kritisch über den Staat geäußert hatte, sollte „ein Exempel an ihr statuiert werden“, wie die Zeitzeugin berichtete. Dem konnte sich ihre Schwester nur durch die Flucht in die BRD entziehen, was vor dem Mauerbau noch leichter möglich war.
Besonders lebendig wurde der Vortag durch die Präsentation von alten Fotos aus dem Familienalbum. Der Mauerbau im Jahr 1961 prägte die Jugend und den weiteren Verlauf von Barbara Riemers Leben. Die meisten Menschen arrangierten sich mit der Diktatur, da Widerstand gefährlich war, doch manche wagten die gefährliche Flucht, so auch die übrigen Geschwister, die die Grenze, von den Grenzern unbemerkt, versteckt im Kofferraum eines Autos passierten. Wer so viele „Republikflüchtlinge“ in der Familie hatte, geriet natürlich in Verdacht, selbst nicht treu zur DDR zu stehen. So wurde der Rest von Riemers Familie in seinem Haus im Leipziger Süden regelmäßig vom Geheimdienst beobachtet. Eine Schülerin zeigte sich überrascht angesichts der Tatsache, „wie offensichtlich die Beschattung durch die Stasi war“, da nach Aussage der Zeitzeugin jeden Tag dasselbe Auto vor ihrem Haus stand. So wurde die Beobachtung auch gleich zur Einschüchterung.
Trotz der belastenden Umstände baute sich Barbara Riemer in der DDR ein eigenes Leben auf, heiratete, bekam Kinder und arbeitete an der Leipziger Handelshochschule. Kurz vor der Wende wagte aber auch sie es, mit ihrer Familie in den Westen überzusiedeln und verfolgte die Revolution in ihrer alten Heimat nun aus der Ferne, ohne sich direkt engagieren zu können.
Im Geschichtsbuch wird der Zeitzeugenbericht als wertvolle Quelle vorgestellt. Doch es ist etwas ganz anderes, einen Bericht zu lesen oder ihn live zu hören und der berichtenden Person Fragen stellen zu können. So gewannen die Schülerinnen und Schüler durch den Besuch einen eindrucksvollen Einblick in das Leben einer Familie in der DDR mit allen glücklichen und schrecklichen Momenten. Der Geschichtskurs war außerdem beeindruckt, dass Barbara Riemer ohne Hass über ihre Zeit in der DDR berichten kann. Vieles, das bereits im Unterricht gelernt worden war, wurde so mit Leben gefüllt. Wir bedanken uns für den spannenden Vortrag.
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Barbara Riemer (rechts im Bild) berichtet vor den Geschichts-Kursen am Heisenberg-Gymnasium Ettlingen von ihrem Leben in der DDR (Foto: Badior).

 
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